M.A. CHARPENTIER À la Chapelle Royale de Versailles

Hespèrion XXI, Jordi Savall, La Capella Reial de Catalunya

25,99


Referència: AVDVD9905

  • LA CAPELLA REIAL DE CATALUNYA
  • LE CONCERT DES NATIONS
  • JORDI SAVALL

Ich spreche von einer Zeit, wo der größte Teil des Werks von M. A. Charpentier nur in Originalquellen zugänglich war. Darum mussten wir mit Mikrofilmaufnahmen des Gesamtwerks arbeiten, das in 28 handschriftlichen Bänden unter dem Titel „Meslanges“ überliefert ist. Projiziert auf dem Bildschirm des Lesegeräts konnte ich also die Werke für unser Programm anhand der Originalmanuskripte studieren und auswählen. Ich war sogleich tief beeindruckt von der Schönheit, der Modernität, der Ausdruckstiefe und dem Reichtum des musikalischen Schaffens von Charpentier. Gemeinsam mit Montserrat Figueras überlegten wir daraufhin, welche Sänger und Musiker am besten geeignet wären, um gemeinsam das neuentdeckte und faszinierende Repertoire zu interpretieren. Die ersten Tage eines ungewöhnlich warmen Frühlings waren bereits angebrochen, als wir begannen, das Programm Canticum ad Beatam Virginem Mariam von M. A. Charpentier in unserem Landhaus von Begues (eine kleine, in 700 Meter Höhe über Sitges gelegene katalanische Ortschaft) zu proben.


Zunächst möchte ich vor allem in Dankbarkeit die wahren Initiatoren dieses schönen Projekts erwähnen, Philippe Beaussant und Vincent Berthier de Lioncourt. Sie waren in jenen „heroischen Jahren“ damit beauftragt, die „neue barocke Musik“ nach Versailles zu bringen und die ersten den großen französischen Komponisten gewidmeten Musiktage auszurichten. Ihrer Bitte folgend haben wir damals, im Jahr 1988, ein Programm mit der sakralen Musik von M. A. Charpentier vorbereitet, um es in der Chapelle Royale des Versailler Schlosses aufzuführen. Die beiden Gründer des Centre de Musique Baroque de Versailles waren es also, die uns in Wahrheit zu jenem neuen Projekt inspiriert haben.

Ich spreche von einer Zeit, wo der größte Teil des Werks von M. A. Charpentier nur in Originalquellen zugänglich war. Darum mussten wir mit Mikrofilmaufnahmen des Gesamtwerks arbeiten, das in 28 handschriftlichen Bänden unter dem Titel „Meslanges“ überliefert ist. Projiziert auf dem Bildschirm des Lesegeräts konnte ich also die Werke für unser Programm anhand der Originalmanuskripte studieren und auswählen. Ich war sogleich tief beeindruckt von der Schönheit, der Modernität, der Ausdruckstiefe und dem Reichtum des musikalischen Schaffens von Charpentier. Gemeinsam mit Montserrat Figueras überlegten wir daraufhin, welche Sänger und Musiker am besten geeignet wären, um gemeinsam das neuentdeckte und faszinierende Repertoire zu interpretieren. Die ersten Tage eines ungewöhnlich warmen Frühlings waren bereits angebrochen, als wir begannen, das Programm Canticum ad Beatam Virginem Mariam von M. A. Charpentier in unserem Landhaus von Begues (eine kleine, in 700 Meter Höhe über Sitges gelegene katalanische Ortschaft) zu proben.

15 Jahre später, im Oktober 2004, bot sich erneut die Gelegenheit, ein ähnliches Programm wieder in der Chapelle Royale aufzuführen. Hinzu kam die große Missa Assumpta est Maria. Doch diesmal waren die Interpreten die Sänger von La Capella Reial und die Instrumentisten des Ensembles Le Concert des Nations. Heute sind wir in der glücklichen Lage, unter unserem Label Alia Vox das Programm Canticum ad Beatam Virginem Mariam von M. A. Charpentier, die erste Aufnahme des Ensembles Le Concert des Nations, als SACD veröffentlichen und damit die 25 Jahre seines Bestehens seit der Gründung durch Montserrat Figueras und mich im Jahr 1989 feiern zu können. Begleitet wird die Wiederveröffentlichung von einer DVD-Aufnahme der Konzertaufführung vom 9. Oktober 2004 in der Versailler Chapelle Royale und von einer zweiten SACD mit der Liveaufnahme der Missa Assumpta est Maria von dem 2004 ebenfalls in der Chapelle Royale von Versailles aufgeführten Konzert. Hinzu kommen das Instrumental-Interludium Nuit aus der Pastorale In nativitatem Domini canticum und die Neuaufnahme des Concert pour quatre parties de Violes, aufgeführt im Kollegiatsstift von Cardona am 7. Mai 2013.

Mit der Neuedition ehren wir auch, 310 Jahre nach seinem Tod, einen der größten Musiker seiner Generation. Vergessen wir nicht, dass er es war, der, ähnlich wie Henry Purcell in England, den Übergang von der modalen zur tonalen Musik vorangetrieben hat. Sein Werk ist reich an bewegender Chromatik, an Querständen und Dissonanzen, die meistens aus dem Konflikt zwischen tonalen und modalen Skalen herrühren. Darin offenbart sich auch heute noch beredt und deutlich Charpentier als großes Genie, nicht zuletzt dank seiner so persönlichen Fähigkeit, gewisse italienische Einflüsse in die französische Musik zu integrieren. Durchdrungen von tiefer Spiritualität in Verbindung mit den bereits erwähnten Eigenschaften stellt seine Musik ein ideales Beispiel der Verschmelzung der beiden Stile nach der Art der sogenannten „goûts réunis“ dar.

JORDI SAVALL
Seoul, 29. April 2014

Übersetzung: Claudia Kalász

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