JOHN DOWLAND
Lachrimae or Seaven Teares
Hespèrion XXI, Jordi Savall
Alia Vox Heritage
15,99€
Referència: AVSA9901
- Jordi Savall
- HESPÈRION XXI
John Dowland ist durch sein Missgeschick mindestens ebenso bekannt geworden wie durch seine Werke. Er war ein sehr sensibler, scheuer Mensch mit einem abenteuerlichen Leben und merkwürdigem Verhalten, und so war er auch dieser Anglorum Orpheus mit fast göttlichen Fähigkeiten, der mehr Kommentare und Lobreden erhielt als die meisten der besten Musiker seiner Generation. Zwischen dem Jakob aus „Wie es Euch gefällt“ und Hamlet könnte er in der Galerie der Shakespeare-Helden stehen, wenn wir nicht der Legende folgend bei ihm nur die Vorstellung von Tränen, Schlaf und Finsternis pflegten. Gleichgültig, wie weit diese Legende auf einem Stück Wahrheit beruht, der Musiker selbst hat viel dazu beigetragen mit seinen verschiedenen Schriften, Bekenntnisse eines Menschen voller Unstimmigkeiten, der verletzlich und zugleich ehrgeizig, naiv und hochmütig ist, ein Egozentriker, der stets uneins ist mit einer Welt, von der er sich ausgestoßen fühlt. Indessen sind die finsteren Akzente und dunklen Farben, die man gern mit Dowlands Musik in Verbindung bringt, vielleicht weniger typisch für seine Kunst als vielmehr für die Denkweise jener politisch, religiös und wissenschaftlich zutiefst verunsicherten Epoche. Hinter dem, was man zuweilen die „Melancholie des 17. Jahrhunderts“ nennt, stecken der Zweifel und die Verwirrung des Menschen angesichts seiner Dualität als irdisches Geschöpf, das sich nach der Ewigkeit sehnt. Mehr als jede andere Nation wird England von dieser morbiden Welle berührt, und am Ende der elisabethanischen Herrschaft und der Zeit Jakobs I. wird in England die Melancholie zum Inhalt eines neuen Kults, dem sich der Philosoph, der Geliebte, der Dichter und der Musiker leidenschaftlich widmen. Für den gewöhnlichen Sterblichen war sie nicht mehr als eine preziöse Konvention, gut für die Satiren des Alltags; für die sensiblen Gemüter erwies sie sich als eine der ergiebigsten Quellen der Inspiration jenes Zeitalters, das durch Donne, Hilliard und Weelkes seinen besonderen Glanz erhielt.
CLAUDE CHAUVEL
Übersetzung: Dorothea Preiss
+ Informationen im CD-Booklet
Compartir