G.F. HAENDEL Water Music-Music for The Royal Fireworks

Jordi Savall, Le Concert des Nations

15,99


Reference: AVSA9860

    • Jordi Savall
    • Le Concert des Nations

Denn bereits sechs Tage nach seiner Landung in Greenwich am 26. September 1714 hörte der König sich ein Te Deum von Händel an, und in demselben Jahr beehrte er eine Aufführung seiner Oper Rinaldo mit seiner Anwesenheit. Auch wenn Händel in Ungnade gefallen war – seine Musik war es nicht. Was die einzige nachweisbare Fahrt des Königs auf dem Wasser unter Begleitung Händelscher Musik betrifft, so fand sie erst am 17. Juli 1717 statt. Darüber gibt es drei zeitgenossische Zeugnisse. Die beiden ersten stammen aus englischen Zeitungen. The Political State of Great Britain von 1717 berichtet, dass am „Mittwoch, den 17. Juli sich der König auf dem Wasser bis Chelsea begab, wobei ihn eine hervorragende, von Graf Kilmanseck veranstaltete Musik unterhielt. Um drei Uhr morgens kehrte er auf dem Wasser nach Whitehall und von dort zum St.-James-Palast zurück.“ Der Daily Courant vom 19. Juli schildert besonders, dass das „aus 50 unterschiedlichsten Instrumenten bestehende Orchester wahrend der ganzen Flussstrecke von Lambeth […] bis Chelsea die schönsten Sinfonien, die man sich vorstellen kann, spielte, die speziell zu diesem Anlass von Herrn Händel geschrieben worden waren, und die Seine Majestät so sehr schätzte, dass diese sie drei mal bei der Hin- und Rückfahrt spielen ließ“. Das dritte Zeugnis – das längste und interessanteste – ist ein Bericht des preußischen Botschafters in London, Friedrich Bonet. Dort erfährt man, dass Baron Johann Adolf von Kilmanseck, der Händel bereits in Hannover protegiert hatte, das Fest vom 17. Juli 1717 auf eigene Kosten veranstaltet hatte und ihn allein die Musiker 150 Pfund kosteten. Im Bericht Bonets wird auch die Orchesterbesetzung angegeben (Trompeten, Hörner, Oboen, Fagotte, Quer- und Blockflöten, Geigen und Basse, keine Sänger) und hinzugefügt, dass die Musik vom „berühmten Händel“ war, der aus Halle stammte und Hauptkomponist am Hofe seiner Majestät war.


Die Wassermusik war lange das beliebteste Instrumentalwerk Händels, doch besitzen wir davon weder das autographe Manuskript noch die erste authentische und vom Komponisten sanktionierte Ausgabe. Die Anekdote über die Entstehung eines Werks mit dieser Bezeichnung ist sattsam bekannt: Händel hatte als Kapellmeister des Kurfürsten von Hannover 1712 von diesem die Erlaubnis bekommen, nach England zu reisen, vorausgesetzt, er bleibe nicht zu lange dort. Nun war Händel immer noch in London, als im Jahre 1714 aus dem Kurfürst König Georg I. von England geworden war. Nach John Mainwaring, dem Verfasser der „Memoires sur la vie de feu George Frederic Haendel“ („Memoiren zum bewegten Leben des Georg Friederich Händel“, 1760), hat wohl der Komponist jeden Kontakt zum neuen Herrscher bis zum 22. August 1715 vermieden, dem Tag, an dem er anlässlich einer königlichen Bootsfahrt über die Themse ein neues Werk hat aufführen lassen, und zwar derart, dass der König einfach davon entzückt sein musste: deshalb die sofortige Vergebung.

Hier handelt es sich zumindest teilweise um eine Legende. Denn bereits sechs Tage nach seiner Landung in Greenwich am 26. September 1714 hörte der König sich ein Te Deum von Händel an, und in demselben Jahr beehrte er eine Aufführung seiner Oper Rinaldo mit seiner Anwesenheit. Auch wenn Händel in Ungnade gefallen war – seine Musik war es nicht. Was die einzige nachweisbare Fahrt des Königs auf dem Wasser unter Begleitung Händelscher Musik betrifft, so fand sie erst am 17. Juli 1717 statt. Darüber gibt es drei zeitgenossische Zeugnisse. Die beiden ersten stammen aus englischen Zeitungen. The Political State of Great Britain von 1717 berichtet, dass am „Mittwoch, den 17. Juli sich der König auf dem Wasser bis Chelsea begab, wobei ihn eine hervorragende, von Graf Kilmanseck veranstaltete Musik unterhielt. Um drei Uhr morgens kehrte er auf dem Wasser nach Whitehall und von dort zum St.-James-Palast zurück.“ Der Daily Courant vom 19. Juli schildert besonders, dass das „aus 50 unterschiedlichsten Instrumenten bestehende Orchester wahrend der ganzen Flussstrecke von Lambeth […] bis Chelsea die schönsten Sinfonien, die man sich vorstellen kann, spielte, die speziell zu diesem Anlass von Herrn Händel geschrieben worden waren, und die Seine Majestät so sehr schätzte, dass diese sie drei mal bei der Hin- und Rückfahrt spielen ließ“. Das dritte Zeugnis – das längste und interessanteste – ist ein Bericht des preußischen Botschafters in London, Friedrich Bonet. Dort erfährt man, dass Baron Johann Adolf von Kilmanseck, der Händel bereits in Hannover protegiert hatte, das Fest vom 17. Juli 1717 auf eigene Kosten veranstaltet hatte und ihn allein die Musiker 150 Pfund kosteten. Im Bericht Bonets wird auch die Orchesterbesetzung angegeben (Trompeten, Hörner, Oboen, Fagotte, Quer- und Blockflöten, Geigen und Basse, keine Sänger) und hinzugefügt, dass die Musik vom „berühmten Händel“ war, der aus Halle stammte und Hauptkomponist am Hofe seiner Majestät war.

Es ist nicht bekannt, ob am 17. Juli 1717 alle heute unter der Bezeichnung Wassermusik zusammengefassten Stücke gespielt wurden oder nur ein Teil davon. Eine weitere Fahrt des Königs auf der Themse fand am 26. April 1736 am Vorabend der Hochzeit des Prinzen von Wales (der König war damals Georg II.) statt – sollte aber Musik von Händel gespielt worden und diese ein Auszug aus der so genannten Wassermusik gewesen sein, so wurde dieser Auszug auf keinen Fall zu jenem Zeitpunkt geschrieben. Nach der übernommenen Reihenfolge handelt es sich um zwanzig bis zweiundzwanzig Stücke, die auf drei unterschiedlich instrumentierte Suiten aufgeteilt sind: Suite in F für 2 Oboen, Fagott, 2 Hörner, Streicher und Bass, Suite in D für 2 Oboen, Fagott, 2 Trompeten, 2 Hörner, Streicher und Bass sowie Suite in G für Blockflöte, Querflöte, Streicher und Bass. Es steht wohl außer Frage, dass diese drei Suiten jeweils mit den Jahren 1715, 1717 und 1736 verbunden sind, höchstwahrscheinlich entstanden alle drei aber 1717. Es lässt sich vermuten, dass jene in F und D, bei denen mal die Hörner, mal die Trompeten den Ton angeben, auf dem Wasser erklangen, also als Freiluftmusik konzipiert waren, und die intimere in G beim Souper erklang, das dem König in Chelsea in der Residenz von Lord Ranelagh angeboten wurde. Was die Reihenfolge der Stücke innerhalb jeder Suite betrifft, ist sie absolut mutmaßlich.

Die Menuette erschienen 1729 in einer Sammlung mit der Überschrift A General Collection of Minuets. Die erste Ausgabe der berühmten Water Music, die um 1732/33 bei Walsh erschienen war, enthielt nur etwa zehn Stücke, also ungefähr die Hälfte, die jedoch allen drei Suiten entnommen waren. Weitere Ausgaben folgten bald sowie viele Transkriptionen für die unterschiedlichsten Besetzungen (darunter 1760 eine Bearbeitung für Cembalo). Die erste Gesamtausgabe als Orchesterpartitur erfolgte durch Samuel Arnold (1788).

Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts hörte man die Wassermusik in Bearbeitungen und Neuorchestrierungen von Sir Hamilton Harty. Seitdem sind dank der Musikforschung zum einen die drei Suiten klar erkennbar geworden, und zum anderen ist heute die Originalorchestrierung bekannt. Doch ist die Reihenfolge der Stücke nach wie vor offen, und es ist absolut legitim, die drei Suiten miteinander zu kombinieren. Jordi Savall seinerseits hat das Gesamtwerk in zwei Suiten aufgeteilt, deren eine die Stücke in D und G bündelt, die andere jene in F. Auf jeden Fall kann man nur bewundern, wie sehr Händel sich in der Wassermusik als internationaler Musiker erweist: solide deutsche Grundlagen, italienische Ausbildung, Verarbeitung des französischen Geschmacks und der englischen Tradition.

Anlass für die Feuerwerksmusik war der Friede von Aachen, der 1748 den Österreichischen Erbfolgekrieg beendete. In diesem Krieg kämpften unter anderen England und Österreich gegen Frankreich und Preußen. König Georg II., der selbst eigentlich kein Kriegstreiber war, befahl, das Ereignis mit großen Festlichkeiten zu feiern, deren Krönung ein riesiges Feuerwerk sein sollte, das auf einer großen „Maschine“ aus Holz im Hyde Park von Giovanni Niccolò Servandoni aufgebaut wurde. Diese Maschine war 410 Fuß lang und 114 Fuß hoch und wurde am 26. April 1749, dem für das Feuerwerk vorgesehenen Tag, fertig gestellt. Die Musik wurde Händel in Auftrag gegeben, und für die Musiker wurde ein überhöhtes Podium oberhalb einer Friedensstatue gebaut, neben der eine Statue von Neptun und Mars sowie ein Fresko mit Georg II. standen, der Britannien den Frieden darbietet. Das Gesamtbild wurde von einer Sonne überragt, die in der Nacht der Feierstunde in Flammen aufging statt aufzuleuchten, wodurch der Hyde Park wie am helllichten Tag erleuchtet wurde.

Georg II. wünschte nur Militärinstrumente, während Händel ein Werk für Streicher und Bläser vorhatte. Erst im letzten Augenblick gab der Komponist nach. Am 21. April veranstaltete er in Vauxhall Gardens eine öffentliche Generalprobe mit einem Orchester aus Bläsern und Pauken (und vielleicht Streichern), das nach Aussage der Zeitungen hundert Musiker umfasste. Zwölftausend Menschen nahmen daran teil, und auf der berühmten London Bridge war der Verkehr drei Stunden lang blockiert. Diese Menge war nur wegen Händel herangeströmt, denn an dem Tag gab es weder Feuerwerke noch Holzpodeste noch allegorische Standbilder. Im Autographen Händels sind 24 Oboen, 12 Fagotte, 9 Trompeten, 9 Hörner, 3 Paar Pauken, ein Kontrabass und ein Serpent vermerkt, doch möglicherweise war am 27. April 1749 unter seiner Leitung das Ensemble noch reichhaltiger bestückt. Die Feier war von Zwischenfällen durchzogen, und nur die Musik Händels rettete sie vor dem Scheitern. Während des Feuerwerks zog Servandoni sein Schwert gegen einen Beamten des Königs. Er wurde entwaffnet und verbrachte die Nacht im Gefängnis. Einen Monat später, am 27. Mai, spielte Händel die Feuerwerksmusik zugunsten des Waisenhauses Foundling Hospital in London, und bei diesem Anlass soll er auf sein ürsprüngliches Konzept mit Streichern zurückgegriffen haben.

Das Werk besteht aus fünf Teilen: eine Ouvertüre (von der es weitere, wahrscheinlich später entstandene Versionen gibt), dann eine Bourrée, ein Siciliano mit dem Titel „La Paix“ (mit Virtuosenparts für Horn), ein Stück namens „La Rejouissance“, das dreimal gespielt werden sollte (von Trompeten, Holzbläsern und Streichern, von Hörnern und Holzbläsern, dann von allen zusammen), und schließlich zwei Menuette (Menuett I wird nach dem Menuett II wiederholt).

MARC VIGNAL
Übersetzung: Dorothea PREISS

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