ERASMUS
Éloge de la Folie

Hespèrion XXI, Jordi Savall, La Capella Reial de Catalunya

29,99


AVSA9895

  • Jordi Savall
  • La Capella Reial de Catalunya
  • Hspèrion XXI

 


Dass Erasmus noch heute im kulturellen Gedächtnis verankert ist, verdankt sich vor allem den schönen Porträts von Holbein, Dürer und Quentin Metsys und einem Jugendwerk, dem Lob der Torheit. Sein ganzes umfassendes, nur wenigen Spezialisten bekanntes Opus und sein Leben wurden erst seit Beginn des 20. Jahrhunderts ausführlicher zur Kenntnis genommen und verbreitet. Besonders einige Essays, allen voran Stefan Zweigs Darstellung Triumph und Tragik des Erasmus von Rotterdam (1934 in Österreich erschienen, 1935 in Frankreich und Italien und danach in viele andere Sprachen übersetzt), trugen dazu bei, seine wahre Bedeutung als großer Reisender und vom Gedanken des Dialogs und des Friedens Begeisterter besser wahrzunehmen. In seiner Querela pacis schrieb Erasmus: „Die ganze Welt ist Vaterland für uns alle“, und das in einer Zeit, wo in Europa die Kriege tobten. Der zu Zwistigkeiten führende Hass zwischen Engländern, Deutschen, Spaniern, Italienern und Franzosen erschien ihm absurd.

Erasmus war jederzeit bereit, gegen Ungerechtigkeiten, Kriege, Fanatismus und sogar gegen die moralische Dekadenz seiner eigenen Kirche die Feder zu ergreifen. Der Denker, dessen Autorität sich zu Beginn des 16. Jahrhunderts in ganz Europa Anerkennung verschaffte, stellte sich ein Reich vor, das ohne Gewalt, allein durch die Macht seiner geistigen Kraft, siegen würde. Bei Stefan Zweig heißt es: „Einen wunderbaren Augenblick lang ist Europa einig in dem humanistischen Wunschtraum einer einheitlichen Zivilisation, die mit einer Weltsprache [Latein], einer Weltreligion, einer Weltkultur der uralten, verhängnisvollen Zwietracht ein Ende machen sollte, und dieser unvergeßliche Versuch bleibt denkwürdig gebunden an die Gestalt und an den Namen des Erasmus von Rotterdam. Denn seine Ideen, Wünsche und Träume haben für eine Weltstunde Europa beherrscht, und es ist sein und zugleich unser Verhängnis, daß dieser reingeistige Wille zur endgültigen Einigung und Befriedung des Abendlands nur ein rasch vergessenes Zwischenspiel blieb in der mit Blut geschriebenen Tragödie unseres allgemeinsamen Vaterlands.“

 

JORDI SAVALL
Bellaterra, Herbst 2012

Übersetzung: Claudia Kalász

+ Informationen im CD-Booklet

Interview ORF TV (20-01-2018- Weiner Konzerhaus)

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