Codex Las Huelgas

Hespèrion XXI, Jordi Savall, La Capella Reial de Catalunya

17,99



ALIA VOX
AVSA9951

CODEX LAS HUELGAS
Bestiaire et Symboles du Divin
1300-1340

Couvent féminin du Royal Monastère de Santa María de Las Huelgas
Burgos, 1300-1340

Les oracles d’Ézéchiel et les symboles de l’Apocalypse :
L’aigle (Jean), le lion (Marc), le taureau (Lucas) & l’homme (Mathieu)
1. Iocundare, plebs fidelis, cuius Pater est in celis 6’49
(Prose XVIII, E-BUlh, Ms 11, nº 67, f. 60)

 

Le soleil, la lune et les étoiles à la fin du monde.
2. Audi pontus, audi tellus 5’14
(Conductus XXI, E-BUlh, Ms 11, nº 161, f. 167v, 157)

 

Les mouches abominables éloignées par la Vierge.
3. Æterni numinis 6’36
(Prose VI, E-BUlh, Ms 11, nº 55, f. 38v)

 

La colombe, symbole du baptême du Christ.
4. Kyrie, fons bonitatis 4’26
(Organum III, E-BUlh, Ms 11, nº 3, f. 2v)

 

Le Lion, symbole du pouvoir du Christ.
5. Gaude, Virgo, plena Deo 5’07
(Prose XXVII, E-BUlh, Ms 11, nº 76, f. 73v)

 

L’aigle, le dragon, la brebis, le lion, le serpent, le bœuf, l’agneau et le ver.
6. Alpha, bovi et leoni / [Domino] 3’49
(Motet III, BUlh, Ms 11, nº 83, f. 84v)

 

Les Vierges prudentes, symbole de pureté et du Temple de l’Esprit Saint.
7. Virgines egregie Virgines sacrate 4’39
(Prose XXIII, E-BUlh, Ms 11, nº 72, f. 67v)

 

L’aigle, le serpent et le vaisseau passant sans laisser d’empreinte.
8. Cum sint difficilia Salomoni tria 3’25
(Conductus, École de Notre-Dame, F-Pnm Latin 15139 (St Victor), 270v)

 

L’astre d’or, les bijoux printaniers, roses, violettes, safran et laurier, symbole de la Reine du Ciel.
9. Virgo sidus aureum 14’26
(Prose VIII, E-BUlh, Ms 11, nº 57, f. 41)

 

Le soleil, la lune et les étoiles, symbole de la lumière de Marie.
10. O Maria, maris stella / O Maria, Virgo davitica / [In veritate] 5’39
(Motet XXI, E-BUlh, Ms 11, nº 104 f. 102v)

 

L’auster, vent du sud, symbole de lumière claire et brillante.
11. Flavit auster 3’59
(Prose IX, E-BUlh, Ms 11, nº 58 f. 45)

 

E-BUlh [Hu] Codex Las Huelgas

 

Versions musicales de Jordi Savall à partir du Manuscrit du Codex Las Huelgas et consultations des transcriptions de Higini Anglès et Juan Carlos Asensio.

 

LA CAPELLA REIAL DE CATALUNYA
HESPÈRION XXI
Jordi Savall
rebec, vielle d’archet & direction

 

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BESTIARIUM UND SYMBOLE DES GÖTTLICHEN
aus dem Kloster Santa María la Real de Las Huelgas (Burgos)

Der Wald des Mystizismus ist nicht einfach zu durchdringen. Es gibt keine vorgegebenen Wege. Der letzte Schleier der Wirklichkeit lässt sich nicht lüften. Die Mystik wacht und enthüllt.“

Raimon Panikkar

Im Klosterleben des Zisterzienserordens, so auch im Frauenkloster Santa María la Real de Las Huelgas (Burgos), Begräbnisstätte der königlichen Familie, Schauplatz von Krönungen und Epizentrum eines intensiven musikalischen Lebens, in dem Gesang eine bedeutende Rolle spielte, waren die Nonnen zu einem Leben in Einfachheit, Stille, Gebet und Besinnlichkeit angehalten. Flavit auster, Teil des Codex Las Huelgas, ist ein marianischer Text, inspiriert am Lied der Lieder, in dem die stärksten Symbole der Weiblichkeit auftauchen, wie der Bienenstock aus Milch und Honig und die Schutzgebärde, beschrieben als „Mutter der Gnade, Hafen der Hoffnung für die Schiffbrüchigen und geläuterte jungfräuliche Mutter“. Diese Symbole finden sich bereits im 9. Jahrhundert in der islamischen und hebräischen Spiritualität. Sie wollen aufzeigen, was die Reise in das eigene Innere ausmacht: einen Weg der Herausforderung, des Wissens, des Zusammentreffens und der Vereinigung der Seele mit Gott. Mit den Worten der hl. Teresa von Ávila: „Seht diese schöne und strahlende Burg und diese wunderschöne orientalische Perle, diesen Baum des Lebens, der inmitten der lebendigen Wasser des Lebens gepflanzt ist“.

Neben dieser faszinierenden lichtreichen Symbolik der Königin des Himmels finden sich in diesem Kodex aus dem Kloster Las Huelgas zwischen Sternen, Goldstern, Sonne und Mond sowie Milch und Honig, Blumen, Juwelen des Frühlings, Rosen, Veilchen, Safran und Lorbeer viele Symbole der Tiere Christi, wie sie in den ersten Zeiten des Christentums präsent waren. Erinnern wir uns daran, dass auf den Fresken der ersten christlichen Katakomben und auf den byzantinischen Mosaiken Schafe, Tauben und Fische zu sehen sind. Die Realität dieser Welt wird in mystischer Form und zugleich verschleiert widergespiegelt. Das Christentum wurzelt auf der Lehre Platons: Dieser neue Glaube wurde in diesem philosophischen Kontext geboren, der wiederum von ägyptischer, und, darüber hinaus, hinduistischer Weisheit durchdrungen war.

Das erste christliche Bestiarium, der Physiologus, wurde vermutlich in Syrien im 3. Jahrhundert verfasst. Dieser grundlegende Text nährte die Vorstellungskraft späterer Künstler und Theologen. Die spanische Ars antiqua hat viele Werke bewahrt, in denen Tiere als Allegorien des Glaubens dienen, die mit den zwei- und vierbeinigen Gefährten des mittelalterlichen Menschen verschmelzen. Neben den grundlegenden marianischen Symbolen wie Adler, Schaf, Fisch und natürlich Taube gibt es weitere, eher unerwartete Kreaturen wie die „abscheulichen“ Fliegen, die traditionell den Herrn der Finsternis begleiten, aber auch den Pelikan, Symbol des Opfertods Jesu Christi, oder den Drachen als Wächter der Grenzen der bekannten Welt. Dieses Flammen speiende Ungeheuer stand zunächst für Wachsamkeit und Inbrunst, bevor es vom hl. Georg und Siegfried getötet wurde.

Es ist auch in diesem Kodex, wo (wie in den Fauxbourdons von Notre Dame de Paris und in den Pilgergesängen des Llibre Vermell von Montserrat) die ersten mehrstimmigen Gesänge, Fauxbourdons und erste musikalische Experimente mit unabhängigen, gleichzeitig gesungenen Melodien gemeinsam vorzufinden sind. Es handelte sich um den Beginn einer wahren Revolution, der Ars nova, aus der eine neue musikalische Sprache entstand, die von großen Komponisten wie Philippe de Vitry und Guillaume de Machaut meisterhaft entwickelt wurde. Zur selben Zeit, zu der sich die landeseigenen Sprachen durchsetzten, wurde die Musik mit dieser Ars nova zur wahren gemeinsamen Sprache Europas.

JORDI SAVALL
Konya, 23. September 2022

Übersetzung: Andrea Kowalenko
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