Montserrat Figueras (Barcelona, 1942–2011) war eine international anerkannte Sopranistin. Ihre ein breitgefächertes Repertoire umfassenden Interpretationen der Vokalmusik des Mittelalters, der Renaissance und des Barocks sind nach wie vor wegweisend.
In Barcelona, im Schoß einer musikliebenden Familie geboren, erhielt sie ihre musikalische Ausbildung zunächst in ihrer Geburtsstadt bei Jordi Albareda und später in der Schweiz, an der Schola Cantorum Basilensis sowie an der Musik-Akademie Basel. Schon früh musizierte sie mit dem von Enric Gispert geleiteten Ensemble für mittelalterliche Musik, Ars Musicae. 1966 begann sie alte Gesangstechniken zu studieren, von den Troubadouren bis zum Barock. Dabei entwickelte sie einen persönlichen Stil, der sich ganz auf die historischen Originalquellen und deren Überlieferung stützte, ohne sich von postromantischen Strömungen beeinflussen zu lassen. Seit 1967 einte sie mit Jordi Savall eine enge künstlerische und menschliche Verbindung. Gemeinsam widmeten sie sich der musikpädagogischen Tätigkeit, der Forschung und dem künstlerischen Schaffen. Mit ihrem Aufführungsstil beschritten sie neue Wege, indem sie die Treue zu den historischen Quellen mit einer schöpferischen und ausdrucksvollen Interpretationsweise verbanden. Ihre erneuernde Sichtweise hat seitdem die Entwicklung auf dem Gebiet der Alten Musik geprägt.
Montserrat Figueras war zwischen 1974 und 1989 Mitbegründerin der Ensembles Hespèrion XX, La Capella Reial de Catalunya und Le Concert des Nations. Gemeinsam mit diesen Formationen, in denen sie als Solistin auftrat, unternahm sie die Wiederentdeckung eines außergewöhnlichen und vielfältigen musikalischen Erbes. Sie gastierte mit diesen Ensembles bei den wichtigsten Festivals in der ganzen Welt.
1991 debütierte Montserrat Figueras in Barcelona am Gran Teatre del Liceu unter der Leitung von Jordi Savall mit der Oper Una cosa rara von Vicent Martín i Soler; 1993 sang sie auf derselben Opernbühne die „Música“ in Monteverdis L’Orfeo. Sie trat bei den bedeutendsten Festivals in Europa, Amerika und im Orient auf. Gemeinsam mit Jordi Savall gründete sie das Plattenlabel Alia Vox, für das sie zahlreiche CDs einspielte, von denen etliche mit internationalen Preisen ausgezeichnet wurden, darunter der Grand Prix de l’Académie du Disque Français, der Edison Klasiek, der Grand Prix de la Nouvelle Académie du Disque und Grand Prix de l’Académie Charles-Cros.
Besonders hervorzuheben sind Montserrat Figueras’ magische Interpretationen auf den CD-Alben El Cant de la Sibil·la, Ninna Nanna, Diáspora Sefardí, Battaglie & Lamenti von Monteverdi, Peri, Fontei und Strozzi (2000), sowie ihre Mitwirkung bei den CDs Don Quijote de la Mancha: Romances y Músicas (2005), Christophorus Columbus. Los paraísos perdidos (2006), Francisco Javier. La ruta de Oriente (2007) sowie Jerusalem (2008), Le Royaume Oublié, la tragédie cathare (2009) und Dynastie Borgia (2010). Die letztgenannte CD erhielt den „Grammy Award 2011“ in der Abteilung „Best Small Ensemble Performance“. Ihre letzte Platteneinspielung als Solistin, Lux Feminae, fand den rückhaltlosen Beifall der nationalen und internationalen Kritik.
Im Jahr 2003 verlieh ihr die französische Regierung den Ehrentitel Officier de l’Ordre des Arts et des Lettres, und im Jahr 2008 wurden Montserrat Figueras und Jordi Savall von der UNESCO im Rahmen des Programms „Botschafter des guten Willens“ zu „Künstlern für den Frieden“ ernannt. Für ihren wertvollen Beitrag zum Erhalt der Alten Musik wurde Montserrat Figueras 2011 von der Landesregierung Kataloniens (Generalitat de Catalunya) mit der Creu de Sant Jordi ausgezeichnet. Im selben Jahr ehrte das französische Kultusministerium sie mit dem Titel „Commandeur de l’Ordre des Arts et des Lettres“.